Neutral Moresnet - Noch nie gehört? Das ist der Ort, den es eigentlich nicht hätte geben dürften, der aber trotzdem über 100 Jahre bestand. Die 4 Quadratmeter Land die jeder haben wollte. Das territoriale Kuriosum entstand beim Wiener Kongress als der Kontinent nach Napoleons Waterloo-Untergang neue Grenzen zog. Sowohl Preußen als auch die Niederlande wollten die auf dem Gebiet vorhanden Galmeivorkommen haben. Das Mineral Galmei gehörte zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einem der begehrtesten Rohstoffe, da es zur Zink- und Messingherstellung unentbehrlich war. Und Zink wiederum galt als Zaubermaterial: Napoleons Reisebadewanne, die Dachkanten und Regenrinnen von Paris – alles wurde damals vor Feuchtigkeit geschützt durch Zink aus Neutral-Moresnet. „Wenn es in Paris regnet, dann tropft es auf Zink aus Moresnet“, sagt der belgische Historiker David Van Reybrouck.
Jahrhundertelang gehörte Neutral-Moresnet niemandem, es war unabhängig. Nicht zuletzt deswegen war es eine Schmuggler- und Steueroase. Der Wunsch nach Unabhängigkeit wurde durch eine eigene Hymne, eine Flagge, eine eigene Briefmarke und eine 1887 erfundene Kunstsprache geprägt. Seit der Kleinstaat 1919 im Versailler Vertrag Belgien zugesprochen wurde, sind die Bewohner teilweise immer noch auf Identitätssuche.
Unsere 4stündige Zinkrausch-Wanderung führt also über alte Halden und Lorentrassen durch das ehemalige Schmugglerparadies. Eine Picknick-Pause ist ebenfalls eingeplant. Mit etwas Glück finden wir die Mineralien, die den Hype um das territoriale Kuriosum auslösten und nach denen über die Jahrhunderte rund um Kelmis geschürft wurde. Naturführer und Waldpädagogen Michael Zobel wird sie durch das naturschutzgebiet führen - er kennt sicherlich eine Menge spannende Geschichten rund um Zink und Schmuggel.
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