Salz in der Suppe


Kategorie: Presseartikel

(Klenkes 7/2013) Der Verein Aachener Einzelhändler "Q+ Die Qualitätsallianz e.V." hat das erklärte Ziel, die Bürger für Qualität, Nachhaltigkeit und Service zu sensibilisieren. Seit mittlerweile acht Jahren macht Q+ mit teilweise ungewöhnlichen Marketingaktionen auf sich aufmerksam. Q+Vorsitzender und Geschäftsführer des Fahrradgeschäfts Velo, Christoph Gier, über Internetkäufe, Aquis Plaza und bewusstes Einkaufen.

Herr Gier, was können kleine inhabergeführte Einzelhändler, was große Konzerne wie H&M und Aldi nicht können?
Wir können den Menschen das Produkt verkaufen, das sie wirklich brauchen, nämlich durch individuelle Beratung, bei der nicht der reine Verkauf im Vordergrund steht, sondern das Ziel, den Kunden nachhaltig zufrieden zu stellen. Wir nehmen auch die Nachbetreuung des Kunden ernst, wenn er Probleme hat, Änderungswünsche, Fragen zu Ersatzteilen. Wir bieten z.B. kostenlos Ersatzräder an, wenn das eigene repariert werden muss.

Was muss man beispielsweise beim Radkauf beachten?
Viel. Nehmen wir Sie als Beispiel: Sie sind sehr groß. Wenn Sie sich bei Aldi oder im Internet ein Rad von der Stange mit einer genormten Rahmengröße kaufen, sitzen Sie da drauf wie der Affe auf dem Schleifstein. Sie hätten möglicherweise ein Rad mit guten Komponenten, aber es wäre das völlig falsche.

Kann man sich über Rahmengrößen nicht im Internet informieren?
Klar, aber es gibt natürlich nicht nur die Rahmengröße, über die Sie sich informieren müssen. Bei jedem Internetkauf ist es so, dass Sie für das Produkt quasi zum Experten werden sollten, um wirklich das richtige zu bekommen. Das Know-How des Fachhändlers erreichen Sie ohnehin nie. Im Internet gibt es vielleicht alle Informationen, aber dieser Overflow macht sie auch beliebig. Und Nutzermeinungen gibt es grundsätzlich genau so viele positive wie negative.

Was raten Sie Kunden, die nur einen kleinen Geldbeutel haben?
Man muss auch bei uns keine 2.000 Euro in die Hand nehmen, um ein gutes Rad zu bekommen, bei uns gibt es auch Bikes für 500 Euro. Wenn jemand sagt, er habe nur 200 Euro zur Verfügung, rate ich ihm, ein gebrauchtes zu kaufen. Ein neues Rad für den Preis ist immer neuwertiger Schrott.

Wie bewerten Sie die Auswirkung des Aquis Plaza, früher Kaiserplatzgalerie, auf den Aachener Einzelhandel?
Erst einmal bin ich froh, dass auf der Brache etwas passiert. Darüber hinaus glaube ich nicht, dass die Shopping-Mall die Fachgeschäfte in der Innenstadt negativ beeinflussen wird. Wenn sich dort hauptsächlich große Konzerne niederlassen, die es in jeder Fußgängerzone in jeder x-beliebighen Stadt gibt, kann das unsere Rolle als "Salz in der Suppe" oder "bunte Punkte" ja nur stärken. Wenn dieser Shopping-Magnet es wirklich schafft, mehr Kunden nach Aachen zu locken, könnte sich das sogar positiv für uns alle auswirken.

Acht Jahre Q+: Können Sie eine Bilanz ziehen?
Zur unternehmerischen Entwicklung der Q+Geschäfte gibt es keine Statistiken. Im Moment sind neun von zehn Gründungsmitgliedern noch bei uns und wir sind weiter von den Q+Ideen überzeugt.

Vor einigen Jahren haben Sie Geldscheine an Plakatwände getackert, vor kurzem haben Sie von einem Bus aus mit Geld gefüllte "Carepakete" abgeworfen. Wollten Sie die Gier der Menschen bloßstellen?
Nein! Wir haben auf den Aha-Effekt gesetzt. Unsere Botschaft war: "Denkt drüber nach, was ihr mit eurem Geld macht". Was bedeutet es, wenn man immer nur bei Aldi oder Lidl einkauft. Wie sieht das mit der Produktqualität und Nachhaltigkeit aus? Ich glaube, dass es den meisten Leuten nichts ausmachen würde, den Liter Milch nicht für 49, sondern für 99 Cent zu kaufen. Aber von dieser Differenz hätte die gesamte Lieferkette etwas – bis hin zu den Kühen auf der Weide.

Gehen Sie selbst zu Aldi?
Einmal im Jahr.

(Klenkes 7/2013, Ben Schröder und Sebastian Dreher)

Sie haben Fragen, Anregungen oder wünschen weitere Informationen zur Q+ Qualitätsallianz?

Sie erreichen unseren Vorstand Andreas
Haveneth unter +49 (241) 30593

Schreiben Sie uns unter
info@qplus-aachen.de